Pressestimmen


Wildes Fest der Jazzstile (...)Rückblickend auf die Anfangsjahre rund um die Jahrtausendwende hat sich bei der Band, für die Ralf Benesch alle Stücke schreibt (abgesehen von den wenigen und überdies sehr eigen arrangierten Covertiteln), allerhand getan. Ließ sich Das Wilde Fest anfänglich in einen Spannungsbogen von Modern Jazz bis Latin einordnen, in dem Latin vor allem Bossa- und Samba- Rhythmen meinte, so ist das Material heute erheblich breiter aufgefächert, ist speziell der Bossa- und Samba- Touch weitgehend getilgt worden.

Stattdessen zeichnet sich die Band durch eine bemerkenswerte stilistische Offenheit aus, die von ironisch ganz im Stile der Roaring Twenties formulierten Stücken wie "Blondie" über klare Bop-Motivik bei "Herr Ober" mit schön harmonisch parallel geführten Linien der beiden Saxofone und über ulkige Space-Jazz-Ausflüge direkt zu Sun Ra (bei seinem Rocket No. 9) oder in eigenen Kompositionen wie "Scottie" bis zur wilden Jazz-Kante in "TreffpunktRaumZeit" reicht.

Um das abwechslungsreiche Maß voll zu machen, gibt es auch noch eine Polka (Polka für King Bös), die unvermittelt in Flamenco umschlägt (hier zupft Benesch wie auch bei einigen anderen Titeln die Gitarre) und Groove-Jazz-Attacken, bei denen sich Kranz und Benesch mit ihren Saxofonen wie alte Honker im Stile eines Big Jay McNeely gebärden, das heißt also bis zur Erschöpfung das Letzte aus ihren Instrumenten herausholen.

Das Quartett ist zu einer technisch ausgereiften Einheit verschmolzen, die leicht und spielerisch sowohl simple und schön gestrickte Melodien spielt, aber auch komplexe Arrangements anbietet. Dabei kombiniert Das Wilde Fest sein ausgereiftes Gruppenverständnis mit vorsichtigen und durchaus sophisticated vorgetragenen Mitteln des Musiktheaters. Klamauk scheut man dann ebensowenig wie innige Momente der Schönheit. Ein durchaus ausgelassen wilder und schöner Abend mit einer prima Band. (Christian Emigholz, Weser Kurier, 11.6.2007)


Wie im Rausch explodiert die Polka. Bei der Vollmond-Lounge im Pferdestall stellte das Bremer Quartett „Das Wilde Fest“ sein frisch gepresstes Album „Run“ vor. Jazz mit heftigen Ausbrüchen, süße lateinamerikanische Rhythmen und Reflexionen zum Zustand der Zivilisation, dazu aufrüttelnde Perkussion und präzise Saxofon-Sätze. Bassist Matthias Klenke und Schlagzeuger Martin St. Kruzig gaben auf der Bühne mit ruckenden Kopfbewegungen die Showband, die Saxofonisten stießen lässig dazu. Das erste druckvolle Solo gehörte Boyke Kranz, während Ralf Benesch als Kopf der Kapelle noch mit der Bierflasche zu tun hatte. Dann legte Benesch am Tenor-Sax los: „Blow that horn, man!“ So locker und gefällig groovend wie beim „Walk in“-Blues hätten die vier den ganzen Abend aufspielen können(...)

(...)Mit dem leisen Frieden war es aber auch im zweiten Set rasch vorbei, Raketen und Blondinen, archaische Höhlenmenschen und Landwirte prägten den Sound. Bei „Sehnsucht“ pfiff der Wind zu einer Gitarre und drei Rasseln, E-Musik mit schön gestrichenem Brummbass und Xylofon half am Morgen danach bei „Katz“, wie im Rausch explodierte dann die „Polka für King Bös“: „Por la Vida, por la Música y por la Revolución!“ „Caribbean Chicken Wrestling“ riss St. Kruzig endgültig von seinem Schemel und trieb ihn auf alles eintrommelnd durch den Zuschauerraum. Vier ausgezeichnete Musiker, ein gekonnter Stilmix und abgedrehte Ideen für mindestens drei Konzerte: Selber schuld, wer den Mond woanders angeheult hat. (Ulrich Müller, Nordsee Zeitung, 4.6.07)


Goldene Nadel im Heuhaufen Das wilde Fest im Ottersberger Kulturcafé Kukuc ...Um es vorweg zu nehmen: Die Qualität dieses Konzertes war ein Höhepunkt der mittlerweile langjährigen Kukuc-Musikgeschichte und hätte ein absolut volles Haus verdient gehabt... ..."Laid-Back-Jazz" mit der Hand am Glas Martini ist die Sache dieser musikalischen Artisten nicht. Da erklimmt Benesch, der verschiedene musikalische Projekte - unter anderem das der auch international registrierten Formation "Swim Two Birds" betreibt - schon mal einen unbesetzten Tisch für eine ekstatische Saxofondemonstration. Trommler Kruzig nutzt sein Schlagzeugsolo zur ausgiebigen Erkundung klanglicher Qualitäten von Tischen, Tellern und Gläsern verdutzter Gäste zu einem percussionalen Feuerwerk. Bei allem Sinn für exzentrischen Humor und wirksames Understatement, das die Show gehörig auf Touren bringt, besteht "Das wilde Fest" vor allen Dingen aus brillanten Musikern, die zwischen swingender Ballade und heftigem Zwölftonsound die Felder des Jazz verschmelzen... (H.-D. Mahlstedt, Weser Kurier, 20.11.06)


Und es werde „Blurt“. Ted Miltons Band war zum Abschied in der „Lila Eule“ zu Gast. Elegant-schwarzer Anzug, weiße Schuhe – auch äußerlich zeigt Ted Milton beim Auftritt in der Lila Eule, dass er nirgends dazu gehören muss. So furios wie sein Trio „Blurt“ mit dem Song „Empty Vessels“ loslegte, hatten zuvor „Das Wilde Fest“ um den Bremer Saxofonisten Ralf Benesch den Abend eröffnet. Benesch und Boyke Kranz lieferten sich zunächst ein fulminantes Free Jazz-inspiriertes Duett für zwei Saxofone und eine raschelnde Rhythmuskugel. Es folgten entspanntere Jazz-Nummern, teils mit funkigem 70er-Einschlag. (York Schäfer, Weser Kurier vom 13.5.06)


...der Genremix ist so bunt und fett wie Hühnersalat. Dieser „Abwechslungsreichtum“ ist mit genau dem richtigen Hauch von Vielseitigkeit durchmischt. ...Im ersten Stück des Abends ist das Quartett noch ziemlich nah an den Gepflogenheiten des Jazz dran. Viel schöner ist es aber, wenn sie gegen Ende des Abends den klassischen Jazzgestus der Bläser-Extase schalkhaft doch gekonnt imitieren - inklusive roter Köpfe und zum Bersten gespannter Halsschlagadern – bis sich plötzlich auf unerklärliche Weise echte Extase einstellt. (taz Bremen)


...die beiden Saxophone so dicht zusammen, so sehr ineinander verzahnt, als würde Roland Kirk in seinem unnachahmlichen Stil gleichzeitig in beide hinein blasen, dazu ein Bass-Schlagzeug-Motor, der verspielt durch offene Bop-Metren tuckert, nur dann und wann Gas gibt, um blitzschnell in freie Rhythmuslandschaften zu gelangen oder kurz wütend und einigermaßen rock-bereit aufheult. ...Diese Ausbrüche in extreme Free-Formen sind kurz, wirken wie ein ins kontrollierte Spiel eingepasster Schabernack der Hemmungslosigkeit. Wie eine Antithese stellt „Das Wilde Fest“ solchen Free-Fanalen ein anderes Extrem entgegen: Sanfte, durch die Hitze der Nacht trödelnde Bossa- und Samba-Klänge, durch die ein Hauch von Wehmut und Joao Gilberto zieht. ...Bei „Caribbean Chicken Wrestling“ gackern die Saxophone wie die Hühner und der Calypso flirtet ganz bewusst und ziemlich gewagt mit dem Sprung in den Abgrund: Nun wird „Das Wilde Fest“ wirklich wild, ohne außer Kontrolle zu geraten. Aber die als Zugabe gespielte Suite ist schließlich so ungehemmt wild und frei und frech, wie das nur bei wilden Festen passieren kann. (Weser-Kurier Bremen)